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Glücksspielsucht! Was ist das?

Von Dr. Gerd Meyer, Universität Bremen

Glücksspielsucht wird seit März 2001 in Deutschland offiziell als Krankheit anerkannt. Damit ist es die jüngste Suchterkrankung in Deutschland überhaupt. Das ist verwunderlich, denn die Spielleidenschaft (Sucht) packte schon vor Jahrhunderten die Menschheit. Lange, bevor andere Suchtmittel bei uns überhaupt bekannt waren. Sie wird definiert als eine nicht stoffgebundene Sucht, bei der es nicht unmittelbar zu körperlichen Beeinträchtigungen der
Gesundheit kommt.

Wie wird ein Mensch spielsüchtig?

Es fängt ganz harmlos an. Da kommt jemand mehr oder weniger zufällig mit Glücksspielen in Kontakt, oder über die Werbung wird die Neugier geweckt. Zunächst steht der Geldgewinn im Vordergrund der Spielmotivation. Da wird die faszinierende Entdeckung gemacht, dass es auch auf vergnügliche Weise möglich ist, zu Geld zu kommen. Neben den finanziellen Verlockungen verspricht das Spielen, Spaß, Abwechslung, Anregung, Abschalten und Erfolgserlebnisse – beste Vorraussetzungen also, um als gelegentliches Freizeitvergnügen ins Alltagsleben integriert zu werden (...) Im weiteren Verlauf der Spielerkarriere steigert sich die Spielintensität. Die Spieler versuchen, die lustbetonten Empfindungen aus der Anfangsphase immer wieder erleben oder noch übertreffen zu können. Ein Gewinn ist mit Euphorie verbunden, mit Gefühlen von Macht und Ansehen.

Gewinne oder deren gedankliche Vorwegnahme öffnen das Tor in eine Phantasiewelt, in der sich der Spieler einflussreich und mächtig, erfolgreich und bestätigt fühlt; in der das Schicksal beherrschbar und die Entscheidung über Gewinne und Verluste kontrollierbar wird; in der grandiose Pläne geschmiedet werden und alles Wünschenswerte realisierbar erscheint. Verluste führen zu Missstimmungen wie Enttäuschungen, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Minderwertigkeitsgefühlen. Vor allem nach aufeinanderfolgenden Verlusten
treten zudem häufig Schuldgefühle, teilweise auch Panikgefühle auf, wenn dem Spieler bewusst wird, welchen Schaden er sich selbst oder seinen Angehörigen zugefügt hat.

Der Spieler kann aufkommendes Missbehagen durch einen erneuten Einsatz verdrängen, der wiederum Euphorie erzeugt. Der angestrebte Zustand lässt sich beliebig oft herbeiführen – geht es dem Spieler nicht mehr darum Geld zu gewinnen.

Das Geld (der Gewinn) dient zunehmend nur noch als Mittel zum Zweck, eine fortgesetzte Teilnahme zu gewährleisten. Zwangsläufig kommt es zu höheren Verlusten. Ehemals vielseitige Interessen werden mehr und mehr durch das Glücksspiel verdrängt. Familie Ausbildung oder Beruf werden vernachlässigt. Es wird heimlich gespielt und ein System von Lügengeschichten entwickelt, um die Abwesenheit und die finanziellen Engpässe zu erklären. 

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